Produktfotografie-Krise
Damit meine ich nicht die Krise meiner Workshop-Teilnehmer, wenn bei einem Produktfoto die letzte noch benötigte Einspiegelung einfach nicht so sitzen will, wie sie soll. Vielmehr meine ich die wirtschaftliche Krise in der klassischen Produktfotografie, die ich in den letzten Jahren beobachte.
Vor zehn Jahren galt noch die Portraitfotografie als der Verlierer der digitalen Fotografie. Jetzt trifft es die klassischen Werbefotografen. Ich habe in den letzten Jahren miterleben müssen, wie bei Kollegen Aufträge großer Stammkunden weggebrochen sind. Den einen oder anderen Betrieb hat das vernichtet.
Die Anforderungen der Auftraggeber an die Produktfotografie haben sich verändert. Es gibt deutlich weniger Print-Kataloge, vieles wird nur als Freisteller für eCommerce-Anwendungen „fotografiert“ und Großstudios, die ich gerne als „Fotofabriken“ bezeichne, bieten Packshots zu Dumping-Preisen an.
Die Bildbearbeitung wird häufig nach Asien ausgelagert. Sogenannte Packshot-Creator ermöglichen es vielen Unternehmen, selbst die benötigten Fotos für ihr eCommerce-Geschäft zu erstellen.
Als Folge hiervon fehlen den klassischen Werbefotografen die „Butter-und-Brot-Jobs“ und damit eine kalkulierbare Grundauslastung. Bei vielen Kollegen erlebe ich, dass sie kaum noch im Studio fotografieren. Stattdessen fotografieren sie „nur noch“ Image- und Businessbilder beim Kunden vor Ort oder on Location. Wenn es gut läuft, und das sind dann die Highlights, fotografieren sie individuelle Produkt-/Werbeaufnahmen on Location.
So, jetzt keine Selbstbeleidungs-Nummer!
Wer auch in solchen schwierigen Zeiten von seinem Auftraggeber als kompetenter Fachmann für die Fotografie, oder kurz gesagt als Fotografenmeister, wahrgenommen werden will, muss ein größeres „Kompetenz-Spektrum“ vorweisen können. Ist beispielsweise bei einem Kunden ein Business-Shooting gut gelaufen und fragt dieser nun, ob ich vielleicht auch noch ein paar Produktaufnahmen für ihn machen kann, muss das in einer Qualität erfolgen, die deutlich besser ist, als es Ungelernte, Fotofabriken und Packshot-Creator liefern können. Sonst bricht mein Image, dass ich mir beim Auftraggeber versucht habe aufzubauen, ganz schnell wieder zusammen.
Daher ist es mir wichtig unsere angehenden Fotografenmeister/-innen im Vorbereitungslehrgang nochmals für eine handwerklich präzise Produktfotografie zu sensibilisieren. Dabei erarbeiten wir die unterschiedlichsten Aufnahmen. Das reicht vom Freisteller über Detailaufnahmen des Produkts und das Erstellen von Objectmovies bis hin zu kreativen Werbemotiven, die sich als Anzeigenmotive eignen sollen. Dabei bilden wir das gesamte technische Spektrum der Produktfotografie ab, wozu ich die Verwendung von Digital-Backs an Mittelformat- oder Fachkameras zähle, aber auch spezielle Leuchten wir z.B. Dedo-Lights, Stufenlinser, Projektionsspots usw. Seine Fortsetzung findet diese Thematik natürlich später im CGI-Workshop.
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